Startseite

Verteidigungssektion III

Die Verteidigungssektion III

Auf der Ostseite der Festung Trient gelegen beginnt diese Sektion III in ihrem südlichen Abschnitt wo das Massiv des Marzola in den Berg Chegul übergeht.Dieser Berg hat die Besonderheit, das er einen planen Rücken besitzt,der teilweise noch muldenförmig vertieft ist, vor allem in seinem nördlichen Abschnitt,also schon die Form einer natürlichen Festung besitzt.
Dieser heisst bis heute noch „piazza grande del Chegul“, also grosser Platz des Chegul.
Der Chegul war sehr stark befestigt und wurde in der Endphase zur Festung ausgebaut.Auch der unterhalb gelegene Rücken des Maranza wurde mit unterirdischen Anlagen umfangreich ausgebaut.
Davon zeugen auch heute noch Kavernenanlagen, Stellungen, Stahlbeton-Stellungen für Geschütze und MG, umfangreiche Schützengraben-Systeme,bis hin zu den Versorgungskavernen, wie Küchenanlagen, Magazine und Generatorkaverne zur Stromerzeugung. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Trinkwasserversorgung gewidmet, es befinden sich auf dem Bergrücken viele und grosse Zisternen.
Fotos aus Archivbeständen geben sowohl Zeugnis ab vom Ausbau der Kavernenanlagen als auch über seine Bewaffnung.
Diese wurde entscheidend verstärkt, auch hier zeigen Fotos 15cm-Haubitzen moderneren Typs in ihren Stellungen, vermutlich handelt es sich dabei um Skoda-Geschütze.
Weiter nach Norden wird der Chegul durch den Cimirlo-Pass vom Monte Celva getrennt.
Der Monte Celva war laut vorliegender Artilleriekarte bereits mit 6 Batterien bestückt.
Dieser Berg hatte eine einzigartige strategische Position im Ostbereich des Verteidigungsgürtels und wurde daher vom Pioniergenie Trient zu einer wahrlich fast uneinnehmbaren Festung hochgerüstet. In seiner Endausbauphase standen hier 10 Batterien, davon 2 Haubitzenbatterien a 2 gepanzerten drehbaren Haubitzenkuppeln. Grosszügig angelegte unterirdische Anlagen (Küchen, Magazine, Unterkünfte)ergänzten die Artilleriestellungen in Kavernen, die untereinander verbunden waren mit Verbindungsstollen. Der Berg kann von Süd nach Nord unterirdisch durchlaufen werden, gleichzeitig führt ein Verbindungsstollen direkt auf die Gipfelstellungen (siehe dazu die gesonderte Seite Monte Celva).Der Gipfelbereich ist mit Betonstellungen für Artillerie und Infanterie geradezu voll, ergänzt durch teilweise unterirdisch durch Stollen verbundene Betonbunker.

Diese Festung ist die am besten erhaltene Verteidigungsanlage bei Trient der letzten Ausbaustufe 1914/1915.Sie ist fast vollständig begehbar und leicht erreichbar. Sehr gut erhalten sind auch das obere und untere unterirdische Haubitzenwerk .Die Schächte der drehbaren Panzerkuppeln sind noch vorhanden.

Diese Festung war die Ersatzanlage der veralteten Batterien Roncogno und Cimirlo.
Die Batterie Cimirlo ist auf der Karte nicht vorhanden,da wie schon erwähnt,der Ostteil der Karte fehlt.Diese Batterie kontrollierte den Zugang auf der östlichen Seite des Cimirlo Passes und wurde ersetzt zum Teil durch die Festung Monte Celva und zum anderen Teil durch das unterirdische Artilleriewerk Cimirlo(siehe gesonderte Seite zu diesem Werk),das sich direkt auf der Passhöhe befindet. Dieser Pass wurde auch Sattel von Roncogno genannt, auf dem sich die gleichnamige sehr gut erhaltene und restaurierte Batterie Roncogno befindet, am Fusse des Monte Celva gelegen.

Umlaufen wird der Fuss des Monte Celva vom Bereich Celvet (Celvetta genannt auf der Karte),und zwar vom Westen beginnend beim Ortsteil Celva-Oltre Castello umlaufend über Nord bis Ost.Auch dieser Bereich wurde stark befestigt, hier standen viele Batterien in Stellung, sowohl unterirdisch in Kavernenanlagen als auch oberirdisch in Betonbunkern ,geschützt durch Infanteriewerke.
Auch in diesem Bereich eine perfekte Infrastruktur hinsichtlich Kavernenanlagen wie Küchen, Unterkünfte ,Magazine und Generatorkaverne.

Der Bereich Celvet ist zusammen mit dem Infanteriewerk des Bahnhofes Civezzano (siehe gesonderte Seiten zu beiden Bereichen)auch die nördliche Grenze der Sektion III, die Grenzziehung läuft durch das Fersina-Tal, das ostwärts sich zum Val Sugana Tal aufweitet.

In diesem Bereich des Val Sugana, genauer gesagt bei den Ortschaften Tenna und Levico befanden sich weitere vorgelagerte Werke (Colle delle Bene,Tenna und das unterirdische Haubitzenwerk Busa Granda oberhalb Levico gelegen).
Auch für diese Anlagen gibt es gesonderte Seiten.

Dieser Bereich war strategisch sehr wichtig, die Val Sugana Eisenbahnlinie brachte von Trient Materialnachschub und Truppen, die über den Kaiserjägerweg in die Stellungen auf der Hochebene der 7 Gemeinden verbracht wurden.Bei Caldonazzo stand der sogenannte „Lange Georg“ ein 35cm-Langrohr Marinegeschütz von Skoda,das von dort während der Offensive 1916 (Strafexpedition) den Bereich um Asiago beschoss(siehe auch hierzu die gesonderte Seite).

Gleichzeitig war die Grenze zum Gegner hier sehr nahe, hinter Levico, das bereits im Schussbereich der feindlichen Batterien lag, verlief die Front lange Zeit bei Borgo-Valsugana.

Die Sektion III der Festung Trient stand während des Krieges 1915-1918 dem damaligen italienischen Gegner an Nächsten, auch wenn dieser ihr niemals bedrohlich nah kam, die Dolomitenfront hielt stand und wurde mit völlig unzureichenden Mitteln und Truppen gegen einen vielfach überlegenen Feind mit grosser Tapferkeit und Opferbereitschaft bis zu ihrer Auflösung , hervorgerufen durch die Ergebnisse der 12.Isonzo-Schlacht,verteidigt(Vorstoss deutsch-österreichischer Divisionen bis zur Piave, Zusammenbruch der italienischen Front mit katastrophalen Verlusten an Menschen und Material).

Man erkennt, das das Pioniergenie von Trient dem Ausbau dieser östlichen Sektion III hohe Sorgfalt widmete, der Bereich Monte Chegul - Cimirlo Pass - Monte Celva – Celvet - Fersina Pass war 1915 zusammen mit der Festung Monte Calisio (Sektion IV) der stärkste Verteidigungskomplex der Festung Trient.

Betrachten wir im Einzelnen die frühere Ausbaustufe, wie sie auf der vorliegenden Karte der Artilleriestabsabteilung Trient vermerkt ist.

Beginnend im südlichen Sektor des Monte Chegul finden wir die Gruppe Chegul-Süd ,weiter nordwärts die Gruppe Chegul-Nord.Hier gibt es auch ein Infanteriekomando,Zeichen III/1 und III/4.Die Einheiten III/15 und III/16 haben MG in ihren Stellungen.
Auf der „piazza grande“ des Chegul,also im nördlichen Teil sind bereits 3 Batterien in Stellung gebracht mit den Bezeichnungen III/1 – III/2 – III/4,ihre Schussrichtungen sind Nordost und Ost.
Der Typ und Kaliber dieser Batterien ist unbekannt, man kann aber davon ausgehen ,das es sich auch hier um 9cm/75 Kanonen handelt, da der gesamte Ostbereich mit diesen Geschützen bestückt war.

Der Bereich wird von der Gruppe Stellar kontrolliert und bis zum Cimirlo Pass verteidigt.,Zeichen III/3 – III/ 4 – III/1 – III/5.Auch diese Gruppe verfügt über 2 Einheiten mit MG´s.
Auf der Westseite des Chegul gelegen,also auf dem Maranza-Rücken befindet sich das Gruppen-Munitions-Magazin Rokadeweg (G.M.M.).Dieses könnte identisch sein mit der heutigen Lokalität Pra Marquart,dort befindet sich ein grosses Munitionsmagazin,das heute –restauriert - als Reit-Manege für die Ausbildung von Pferden verwendet wird.

Wenden wir uns dem Bereich Monte Celva zu.

Links und rechts vom Cimirlo-Pass steht jeweils eine Batterie ,südlich mit dem Zeichen III/3 zusammen mit einer Einheit III/5,die über ein MG verfügt und noch zur Gruppe Stellar gehört.
Nördlich des Passes ist die Batterie mit dem Zeichen III/4 in Stellung.

Beide Batterien unbekannter Stärke und Kaliber schiessen in Richtung Ost.

Oberhalb dieser Stellungen befindet sich die Batterie Roncogno mit 3 x 9cm/75 und den Schussrichtungen Süd und Südost für Geschütze unbekannter Art und Kaliber.

Diese Batterie liegt im Schatten und am Fusse des Monte Celva,der bereits stark bestückt ist:

Ein Infanteriekomando
Das Artilleriekomando der Sektion III
2 Scheinwerferbatterien mit den Zeichen st.60 und st.90
1 Batterie mit 4 x 9cm/75/96 Schussrichtung Süd Zeichen III/5
1 Batterie mit 2 x 9cm/75/96 Schussrichtung Südwest Zeichen III/6
2 Batterien unbekannten Typs und Kaliber Schussrichtung Nordost,Zeichen III/7 und III/8,vermutlich auch diese mit 9cm/75 bestückt
1Batterie unbekannten Typs und Kaliber Schussrichtung Ost Zeichen III/9
1 oder 2 Haubitzenbatterien 2 x 10cm/99 (?) Schussrichtung Nord.Die Angaben sind hier nicht klar lesbar ,auch fehlt das Zeichen dieser Stellungen.

Verteidigt wird der Bereich durch die Gruppe Celva, auf den Gipfelpositionen hat sie 2 MG in Stellung der Einheit III/6.Eine weiterer Teil dieser Gruppe liegt bei Celvetta (Celvet) mit dem Zeichen III/7 in seiner Nähe auch die Einheit IV/2 der Sektion IV (Monte Calisio), ausserdem oberhalb des Bahnhofes Civezzano ein weiterer Teil der Einheit III/6 mit MG in Stellung.

Versorgt wird der Bereich Celva durch das Gruppen Munitions Magazin Roncogno.

Im Bereich Celvet aber westwärts und oberhalb des Ortsteiles Oltre Castello befindet sich eine Batterie mit 2 x 15cm/80 Minimalschartenkanonen.Ihr Zeichen ist III/10 und die Schussrichtung Nordost.



Klar erkennbar , das bereits zu diesem Zeitpunkt der Monte Celva und sein umgebender Bereich Celvet ein wichtiger Verteidigungsschwerpunkt war.

Leider kann man über die Batterie Cimirlo keine Angaben machen,das Kartenteil fehlt.
Wie die Batterie Roncogno gehörte auch diese Batterie zur 1.Generation der Befestigungsanlagen um Trient.
Diese Batterie hatte ihre Geschütze in Stellungen hinter Wällen (siehe gesonderte Seite auch zu dieser Batterie) und war demnach bereits veraltet und nicht beschussicher.

Volker Jeschkeit,Trient –Villamontagna 28.03.04